Fleisch ist Kultur – woran lässt es sich besser festmachen, als an Kohlpinkel (Pinkel, Wurst zum Grünkohl). Im Wörterbuch steht unter dem Begriff „Kultur“ folgender Eintrag: „Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen, charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen!“
Diese Darstellung passt perfekt auf „Grünkohl mit Pinkel“, denn die Wurst wird von einer Gemeinschaft (Fleischer) hergestellt und von einer bestimmten Gemeinschaft (Verbraucher) mit Hochgenuss verzehrt. Als Gebiet kann man den norddeutschen Raum fixieren – perfekter passt der Begriff nicht zur Kultur. Ein weiteres Augenmerk möchte ich auf die Definition „in einer bestimmten Epoche“ lenken, denn die Pinkel wird nur in der kalten Jahreszeit angeboten, wenn der Grünkohl geerntet wird (obwohl sich die Erntezeit erheblich in den Spätsommer verschoben hat)
Ich merke auch an meinen Kunden, dass die Pinkelwurst und deren Gewohnheiten auf nächste Generationen weitergeben werden. Grünkohl wird in meiner Region (Oldenburger Münsterland) traditionell mit Zwiebeln, Hafergrütze, Fleischbrühe, Speck, Kasseler und der Wurst zubereitet. Abgeschmeckt wird es mit Salz, schwarzem Pfeffer, Piment, Zucker und etwas Senf. Das Gericht hat so viel Tradition, dass diese Rezepte an Kinder und Freunde weitergereicht werden. Ich stelle aber auch fest, dass es regionale Abwandlungen gibt oder auch vegetarische Alternativen. Grünkohl und Pinkel ist also stetig in Bewegung.
Fleisch ist Kultur und damit auch Heimat. Viele Menschen verändern in ihrem Leben den Wohnsitz. Was bleibt ist die Verbundenheit zur Heimat und der Esskultur. Aus diesem Grund verschicken wir auch Grünkohl und Pinkel zum Kunden, der auf Kultur in seinem neuen Umfeld nicht verzichten möchte. Kultur ist also global geworden, weil man auf bestimmte Gerichte nicht verzichten möchte.
Um kaum eine Wurst der Welt wird soviel „Spektakel“ gemacht, wie um die Pinkelwurst. Der Kohlgang hat Kultur im Winter und wird von zahlreichen Gruppen, Vereine, Firmen und Freundeskreise veranstaltet. Dabei geht man mit einem gut gefüllten Bollerwagen (Bier & Schnaps) durch die kalte Landschaft, macht dabei lustige Spiele, trinkt sehr viel und ist nach einigen Stunden in der kalten Natur richtig heiß auf Grünkohl und Pinkel. Oft trifft man sich dann zu einem Gemeinschaftskohlessen in einem Saal mit anschließendem Tanz. Jede Gruppe wählt dazu seinen Kohlkönig und Königin. Die Regentschaft dauert ein Jahr und wird mit einer Königskette dokumentiert.
Welche Wurst hat soviel Kultur? Fleisch hat Kultur!
Wie ist dein „Fleisch-Kultur“ Erlebnis?
Welche Besonderheiten bietet deine Region mit Kultur-Charakter?
Schreib uns dazu gerne einen Kommentar!
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