Beitrag stammt von vom 31.03.03 und ist von Petra Hellmann, Vechta geschrieben worden. Danke für den Text, liebe Petra.
Visbek (ddp-nrd). Rund um den Globus ist der elektronische Handel mit Waren aller Art via Internet im Kommen. Auch Fleischermeister Ludger Freese im niedersächsischen Visbek setzt auf den Versand im World Wide Web. Seine "World-Wide-Wurst" kann per Knopfdruck selbst in den USA bestellt werden. Von der Brühwurst über den Räucherschinken bis zu prall gefüllten Präsentkörben umfasst das Angebot rund 20 deftige Artikel aus dem Südoldenburgischen.
Werbeprofis propagieren Online-Shopping in den Medien als bequeme Lösung. Lässig mit dem Laptop auf den Knien ist der Weg zu Freeses virtueller Fleischtheke kaum zu verfehlen. Bei der Suchmaschine Google wird man mit dem Begriff "Fleischerei" schon an Position zwei fündig. Über www.fleischerei-freese.de öffnet sich der Zugang zu dem mittelständischen Fachbetrieb.
Neben Partyservice und Rezepten zum Runterladen, Tipps zum Kochen und einer Kinderseite weist ein Einkaufswagen den Weg zum Online-Shop. Gepflegt werden die 120 Internetseiten von der Agentur Wiemkes aus Ganderkesee, der Freese einmal im Monat die Aktualisierungswünsche zuschickt. "Ich bin schließlich Fleischermeister und kein Webmaster", begründet er die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister. Dieser gestaltete im Jahr 2000 nach konkreten Vorschlägen des 45-Jährigen den Aufbau der Website.
Monatelang hatte Freese gesurft, um gelungene E.Commerce-Auftritten zu finden. Dann wusste er, was er wollte: Einfach zu bedienende, informative Seiten ohne langatmige Animationen und komplizierte Wegweiser. Dennoch lief die moderne Verkaufsform nur zögerlich an. Erst die Präsentation einer "World-Wide-Wurst", die speziell für den Internetverkauf produziert und im Fernsehen, Radio sowie in Zeitungen vorgestellt wurde, brachte den Durchbruch. Seitdem bestellen Kunden aus ganz Europa auch die übrigen südoldenburgischen Spezialitäten. Bei der täglichen Auswertung sieht Freese genau, welche Seiten wie oft besucht wurden. Zwischen 2500 und 3000 Besucher gelangten durchschnittlich pro Woche auf das Internetportal der Firma, sagt Freese. Nach Zeitungs- oder TV-Berichten schnellten die Zahlen sogar auf 14 000 bis 15 000 hoch.
Insgesamt sahen sich in den letzten zwei Jahren mehr als 300 000 Interessierte in dem virtuellen Verkaufsladen um. "Eine im nationalen Vergleich beachtliche Zahl", wie der Vorsitzende der Nielsen Media Research GmbH, Ludger Vornhusen, bescheinigt. Mit besonderen Aktionen, wie Gewinnspielen und Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen macht Freese zudem auf seinen Online-Shop aufmerksam. Inzwischen hat er auch dort seine Stammkunden und träumt manchmal schon von Kühlschränken, die automatisch Bestellungen über das Netz aufgeben können.
Doch das dürfte eher noch Zukunftsmusik sein. Denn so pfiffig Freeses Ideen auch sind, beim Kassensturz wird klar, dass der Umsatz kaum den Aufwand rechtfertigt. Bislang verkauft der 45-Jährige noch 99 von 100 Würstchen konventionell über die Ladentheke.
vom 31.03.03
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